Wichtige Erkrankungen von Welpen während der ersten Lebenswochen

1. Verdauung

Durchfall

Die Ursachen für Durchfall beim Saugwelpen gehören häufig zu den folgenden Bereichen:

– ernährungsbedingt
– toxisches Milchsyndrom
– infektiös

Ernährungsbedingte Durchfälle treten vor allem bei zugefütterten Saugwelpen, aber auch bei der Umstellung von Muttermilch auf feste Nahrung auf.

Bei der Zufütterung der Saugwelpen ist darauf zu achten, dass die Welpen nicht überfüttert werden und dass die Ersatznahrung korrekt zusammengesetzt bzw. hergestellt ist. Ansonsten werden die Verdauungsenzyme überlastet und es kommt zu einer Übersäuerung und Durchfall. Der Durchfallkot ist zunächst grünlich, dann grau. Die Welpen sind dabei meist munter; sie sind jedoch anfällig für Infektionen. Ähnliches gilt bei der Umstellung der Welpen auf feste Nahrung. Geschieht dies sehr abrupt, kann sich der Körper nicht entsprechend darauf einstellen, denn er benötigt Zeit für die Umbauvorgänge an der Darmschleimhaut, Veränderungen der Darmflora und der Enzymaktivitäten.

Das toxische Milchsyndrom tritt meistens zwischen dem 3. und 14. Lebenstag auf. Dabei erkrankt die Hündin beispielsweise infolge von Nachgeburtsverhaltung und die toxischen Zerfallsprodukte werden über das Blut in die Milch abgegeben. Die Welpen reagieren mit Unruhe, Schreien, aufgetriebenen Bäuchen und Durchfall. Sie müssen bis zur Genesung der Mutter zugefüttert werden und dürfen in der Zeit von der Hündin nicht mehr gesäugt werden.

Zwischen der 4. und 12. Lebenswoche besteht eine immunologische Lücke: die Eigenproduktion von Antikörpern seitens der Welpen reicht nicht aus, um die nachlassende Aktivität der mit dem Kolostrum aufgenommenen Antikörpern auszugleichen. In dieser sensiblen Phase sind die Welpen nicht optimal gegen Infektionen geschützt.

Infektionen, die zu Durchfall führen, können durch Bakterien, Viren und Parasiten hervorgerufen sein. Bakterielle Infektionen sind besonders häufig und können vor allem in den ersten 10 Lebenstagen (v.a. Tag 2-4) zum Tod des Welpen führen. Die Infektion kann bereits zum Zeitpunkt der Geburt oder nach der Geburt mit Keimen, die von der Mutterhündin (Geburtswege / Muttermilch) oder aus der Umgebung stammen, erfolgen. Dabei handelt es sich meist um E.coli, Staphylokokken oder Streptokokken; andere Keime wie z.B. Salmonellen sind seltener.

Die wichtigsten Virusinfektionen der Welpen sind die Herpesvirus-Infektion, die Staupe und die Parvovirose. Aber auch Rota- oder Coronaviren können als Durchfallerreger auftreten.

Die Herpesvirus-Infektion ist die Ursache für das „infektiöse Welpensterben“. Sie wird durch die geringe Körpertemperatur der Welpen begünstigt und ist bis zur 3. Lebenswoche stets tödlich. Erfolgte die Ansteckung bereits in der Gebärmutter, werden lebensschwache Welpen geboren. Bei einer Infektion der Welpen zu einem späteren Zeitpunkt sind die Symptome eher unspezifisch: Saugunlust und Durchfall. Zur Vorbeugung dieser Infektion kann die Mutterhündin gegen Herpes geimpft werden und es sollte dann sichergestellt werden, dass eine korrekte Aufnahme der Kolostralmilch erfolgt.

Die Staupevirusinfektion kann entstehen, wenn die Mutterhündin während der Trächtigkeit keinen ausreichenden Impfschutz und Staupeviruskontakt hat. Auch eine Impfung der Mutterhündin mit Lebendimpfstoff während der Trächtigkeit, sofern kein Impfschutz vorhanden war, kann problematisch sein und es kann zur Geburt lebensschwacher oder toter Welpen kommen bzw. die Welpen können an Durchfall oder zentralnervösen Störungen erkranken. Insgesamt ist die Staupevirusinfektion sehr selten, da allgemein ein guter Impfschutz besteht.

Die Parvovirose ist eine Erkrankung der älteren Welpen (ab dem 3. Lebensmonat). Bei fehlendem Impfschutz der Mutter / Verwendung eines Lebendimpfstoffes während der Trächtigkeit können ausnahmsweise auch Saugwelpen erkranken.

Häufig sind Infektionen mit Parasiten (Würmern und Giardien). Es gibt Würmer, die eine „Wirtsfindungsstrategie“ entwickelt haben, um die Welpen zu erreichen. Dazu gehören die Spulwürmer, die die Welpen bereits in der Gebärmutter sowie über die Muttermilch infizieren, und die Hakenwürmer, die die Welpen ebenfalls über die Muttermilch erreichen.

Spulwürmer (Toxocara canis) können Hunde horizontal, also durch die orale Aufnahme von Wurmeiern, die eine infektionsfähige Larve (L3) enthalten, infizieren oder vertikal, das bedeutet über die Gebärmutter (intrauterin) oder über die Milch (galaktogen). Adulte Spulwurmweibchen produzieren im Dünndarm bis zu 200.000 Eier, die mit dem Kot ausgeschieden werden (ca. 50.000 Eier/g Kot). Bei Temperaturen von 10 bis 35°C entwickelt sich in den Eiern die infektionsfähige Larve 3. Die Entwicklung dauert ca. 2-5 Wochen und die Eier bleiben 6-7 Jahre infektiös. Nach der oralen Aufnahme der Eier durch den Wirt schlüpfen die Larven im Darm und dringen in die Darmwand ein. Die weitere Entwicklung der Larve ist von verschiedenen Faktoren abhängig (z.B. Alter und Immunstatus des Wirtes oder Infektionsdruck). Bei jungen Hunden mit unreifem Immunsystem und evtl. auch bei einer schwachen Infektion älterer Tiere folgt die tracheale Wanderung, ansonsten kommt es zur somatischen Wanderung, die zur Hypobiose führt.

Bei der trachealen Wanderung gelangt die Larve 3 über den Blutweg zur Leber und dann zur Lunge. Dort entwickelt sie sich zur Larve 4, gelangt zur Luftröhre (Trachea), wird hochgehustet und danach abgeschluckt. Schließlich endet der Weg wieder im Dünndarm, wo die Larve sich letztendlich zum geschlechtsreifen Wurm weiterentwickelt. Die tracheale Wanderung dauert ca. 10 Tage und führt zum Wurmbefall mit Eiausscheidung.

Die somatische Wanderung beginnt genau so wie die tracheale Wanderung. Allerdings gelangen Larven von der Lunge aus über das Blut in verschiedene Organe und die Muskulatur, wo sie sich verkapseln und in einen Ruhezustand (Hypobiose) fallen. Wenn das Immunsystem des Tieres angegriffen wird, „erwachen“ sie wieder, werden freigesetzt und wandern in den Darm. Außerdem werden sie bei einer Trächtigkeit aktiviert und gelangen über die Blutbahn in die Plazenta und schließlich in die Leber des Feten. Bei Hündinnen, die im letzten Viertel der Trächtigkeit infiziert werden, wandern die Larven in die Milchdrüse und gelangen somit ca. in der 2./3. Woche nach der Geburt in die Milch, so dass sie auf diesem Weg die Welpen infizieren.

Auch die Hakenwürmer (Ancylostoma caninum / Uncinaria steonocephala) können die Welpen schon frühzeitig über die Milch infizieren. Ein Teil der Larven, die die Mutterhündin infiziert haben, wandert in die Milchdrüse, wo sie in einen Ruhezustand fallen und erst während einer Laktation aktiviert werden, um dann die Welpen zu infizieren.

Aus den genannten Gründen kann man Welpen nicht vor einer Infektion mit Würmern schützen, sondern sollte sie auf jeden Fall frühzeitig mit einem geeigneten Präparat entwurmen. Man beginnt ab dem Alter von 2 Wochen und entwurmt sie dann im 2-wöchigem Abstand bis 2 Wochen nach der Aufnahme der letzten Muttermilch.

Die Mutterhündin sollte im letzten Drittel der Trächtigkeit (um den 50. Tag) mit einem hierfür zugelassenen Mittel entwurmt werden. Da das Immunsystem der Mutterhündin durch die Trächtigkeit / Laktation relativ geschwächt ist, sollte sie auch gemeinsam mit den Welpen entwurmt werden.

Die Giardiose ist die häufigste parasitäre Infektion – allerdings zeigen nicht alle mit Giardien infizierten Hunde auch Symptome. Die typischen Symptome (intermittierende Durchfälle) sieht man vor allem bei Jungtieren. Giardien sind Einzeller, die es in zwei Entwicklungsstadien gibt: bewegliche Trophozoiten, die den Darm befallen und für eine medikamentelle Behandlung zugänglich sind, und widerstandsfähige Zysten, durch die die Wirte infiziert werden. Nach Aufnahme der Zysten werden diese durch die Magensäure „exzystiert“ und besiedeln als Trophozoiten die Darmschleimhaut. Im Enddarm verkapseln sie sich wieder zu Zysten, die intermittierend mit dem Kot in großen Mengen (ca. 100 Zysten/g Kot) ausgeschieden werden. Diese Zysten sind sofort infektiös und bereits die Aufnahme von 10 bis 100 Zysten führt zur Infektion. Die Zysten werden durch orale Aufnahme von zystenhaltigem Kot, durch kontaminiertes Wasser oder kontaminiertes Futter aufgenommen. Während sie im Kot ca. 1 Woche infektiös bleiben, können sie im Boden 8 Wochen und in kühlem Wasser sogar bis zu 3 Monate infektiös bleiben. Austrocknung und UV-Strahlung inaktiviert sie innerhalb von 24 Stunden und Frost (< 4°C) oder wärmere Temperaturen (ab 25°C) tötet sie innerhalb 1 Woche ab. Man kann Giardien in frischen Kotproben unter dem Mikroskop diagnostizieren, die gängigere Methode ist jedoch der Nachweis von Giardien über spezielle Kotuntersuchungen (ELISA). Die Behandlung erfolgt durch die Gabe von Fenbendazol oder Metronidazol. Wichtig und schwierig ist es jedoch, die Reinfektion zu verhindern. Dafür sollten infizierte Hunde ggf. gebadet werden, so dass sich keine Giardienzysten in ihrem Fell befinden, die Umgebung muss behandelt werden und bei den Spaziergängen sollte man bedenken, wo der eigene Hund sein Giardien bereits verteilt haben könnte. Verstopfung

Verstopfung kommt bei den Welpen seltener vor als Durchfall. Es muss insbesondere bei sehr jungen Welpen abgeklärt werden, ob schon einmal Kotabsatz stattgefunden hat oder ob evtl. eine Mißbildung vorliegt und das Rectum nicht durchgängig ist. Außerdem sollte untersucht werden, ob der Welpe ausgetrocknet ist (dunkler Urin?), da das eine häufige Ursache für eine Verstopfung ist und korrigiert werden muss. Der Kotabsatz wird mitunter schon bei der Untersuchung durch den Reiz eines Thermometers, das mit etwas Gleitgel rektal eingeführt wird, ausgelöst. Die orale Gabe von wenig Paraffinöl über die Milch oder die vorsichtige rektale Verabreichung einer Klistierlösung sind weitere Maßnahmen, um eine Verstopfung zu behandeln.

2. Atmung

Lungenentzündung

Die häufigste Ursache für eine Lungenentzündung ist die Aspiration von Futterbestandteilen. Sekundär kommt es dann zu Infektionen, so dass bei Problemen mit der Atmung unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden muss. Vorbeugend sollte insbesondere bei der Zufütterung aufgepasst werden.

3. Augen

Neonatale Bindehautentzündung

Bei Welpen kann es bereits vor dem Öffnen der Augen zu einer Bindehautentzündung kommen. Das führt zu einer Schwellung hinter den Augenlidern – mitunter ist auch eitriger Augenausfluss im Augenwinkel zu sehen. In diesem Fall müssen die Augenlider vorsichtig geöffnet werden und antibiotische Augentropfen oder Augensalbe verabreicht werden. Durch das frühzeitge Öffnen der Augenlider entsteht kein Schaden der Sehfähigkeit, während es unbehandelt zu einem permanenten Augenschaden kommen kann.

4. Haut

Juvenile Zellulitis

Die Juvenile Zellulitis wird auch als „juvenile Pyodermie“ oder als „Puppy Strangle“ bezeichnet. Auch wenn es so aussieht, als handele es sich um eine Infektion, ist diese Erkrankung vermutlich immunvermittelt. Sie tritt meist im Alter von 3 bis 16 Wochen auf und es besteht eine Rassendisposition für Golden und Labrador Retriever, Dackel, Lhasa Apso und Gordonsetter. Erste Anzeichen sind eine akute Schwellung im Bereich von Schnauze, Augen und Ohren mit kleinen Pusteln, später Krusten. Es kommt zu Fieber und Störungen des Allgemeinbefindens. Die Mandibular-Lymphknoten im Kehlgang sind geschwollen und können auch abszedieren. Mitunter kommt es auch zu Veränderungen am gesamten Körper, insbesondere Präputium und Perineum, oder zu einer sterilen Gelenkentzündung. Die Erkankung kann in seltenen Fällen tödlich verlaufen. Wird sie ungenügend behandelt, kommt es zur Narbenbildung und Haarlosigkeit. Da es sich um ein Immunproblem handelt, besteht die Behandlung in einer Gabe von Cortison über mindestens 2, eher 6 bis 10 Wochen. Zusätzlich sollten Antibiotika eingesetzt werden.

Juvenile Impetigo

Hierbei handelt es sich um eine oberflächliche Hautinfektion mit Staphylokokken, die bei Hunden im Alter von 2 bis 9 Monaten auftritt und auch als „Welpenpyodermie“ oder „Welpenakne“ bezeichnet wird. Es entstehen kleine Pusteln (Eiterbläschen), die später zu Krusten werden. Sie treten vor allem am Bauch, im Inguinalbereich und in den Achseln auf. Eine Ursache hierfür können Mängel bei der Hygiene, Haltung oder Fütterung sein. Allerdings kann der Impetigo auch bei optimal gehaltenen Welpen auftreten. Meistens reicht es, die befallenen Bereiche mit antibakteriellen Shampoos zu waschen und den Welpen davon abzuhalten, die Bereich permanent abzulecken. In schlimmeren Fällen kann eine systemische Behandlung mit Antibiotika notwendig werden. Falls vorhanden, sollten Mängel bei Haltung und Fütterung korrigiert werden, so dass das Immunsystem des Welpen nicht belastet wird.

Demodikose

Diese Hauterkrankung wird durch Demodex-Milben verursacht, die im Haarbalg leben. Bei massenhaftem Befall der Haarwurzel fällt das Haar aus. Sekundär kann es auch zu Entzündungen und Infektionen des Haarbalgs kommen. Es ist wichtig zu wissen, dass es verschiedene Formen der Demodikose gibt, die unterschiedlich schlimm sind. Bei der generalisierten Form kann die Ursache ein erblicher Immundefekt sein – diese Form tritt bevorzugt in einem Alter von 1,5 bis 2 Jahren auf und führt zu starken gesundheitlichen Problemen. Auch die als „Old Dog Demodicosis“ bezeichnete Demodikose tritt infolge einer massiven Immunschwäche generalisiert auf – dabei muss unbedingt herausgefunden werden, was die Ursache der Immunschwäche ist – hierfür kommen immunsuppressive Medikamente (Zytostatika, Glukokortikoide), schwere Stoffwechselstörungen und bösartige Tumore in Frage.

Eine ganz andere Situation liegt bei der juvenilen Demodikose vor – sie betrifft vor allem Welpen und Junghunde. Die haarlosen Hautbezirke sind auf wenige Stellen (1-5 Stellen) lokalisiert – bevorzugt an Kopf, Hals und Vorderbeinen – sie können aber auch am Rumpf oder an den Hinterbeinen vorkommen. Es besteht normalerweise kein Juckreiz – wenn die Stellen sich sekundär infizieren, kann sich das ändern.

Die Diagnose der Demodikose erfolgt über ein Hautgeschabsel, in dem man die lebenden Milben nachweisen kann. Man muss die juvenile Demodikose nicht unbedingt behandeln, da die Spontanheilungsrate sehr groß ist. Somit reicht es häufig schon aus, das Immunsystem zu unterstützen und Belastungen des Immunsystems – wie beispielsweise ein Wurmbefall – zu reduzieren. Es gibt jedoch sehr gute systemisch wirksame Parasitenmittel, die gegen die Demodikose helfen und für den Hund zugelassen sind, so dass eine Behandlung unkompliziert durchführbar ist, wodurch die Gefahr sekundärer Infektionen vermieden wird.

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