Deckzeitbestimmung bei der Hündin

nur die beste Methode führt zu besten Ergebnissen

Wo liegt das Problem?

Alles war doch so gut vorbereitet: Alle Prüfungen und Tests hat die Hündin bravourös bestanden und gilt als eine der Hoffnungsträgerinnen in der ohnehin zahlenmäßig nicht allzu üppig ausgestatteten Rasse. Während langer Telefonate und Gespräche wurde nach einem geeigneten Deckrüden gesucht, alles „Für“ und „Wider“ abgewogen und mehrmals die Meinung geändert. Nun setzt die Hündin allen weiteren Überlegungen durch ihren unaufhaltsamen Fortschritt während der Läufigkeit eine natürliche Frist. Die Entscheidung für die Traumverpaarung ist gefallen und soll nach Meinung der Züchterkollegen und des Tierarztes schon bald stattfinden. Unter Schwierigkeiten konnte auch der Arbeitgeber von dem für die Fahrt zum Deckrüden nötigen Sonderurlaub überzeugt werden und der lange ersehnten Verpaarung steht nichts mehr im Wege. Doch nun scheint das Verhalten von Rüde und Hündin den Planungen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Schon zwei Tage lang werden sie immer wieder zusammen geführt, doch es kommt nicht zum erhofften Deckakt. Wie lange soll man es noch versuchen? Ist es womöglich schon zu spät, oder muss der Aufenthalt beim Rüden noch verlängert werden?

Das Deckverhalten ist nicht das Maß der Fruchtbarkeit.

Nicht selten sind die Nerven der Hundezüchter im Rahmen der Anpaarung angespannt. Neuzüchter, die immer den idealen freien Deckakt aus dem Lehrfilm vor Augen haben, bei dem Rüde und Hündin auf geschlossenem Grundstück frei herumlaufen und nach mehr oder weniger Zeit zum Kennenlernen sich ohne Probleme paaren, sehen teilweise mit Schrecken und Unverständnis, wie von Seiten erfahrener Hundezüchter mehr oder weniger intensive Hilfen gegeben werden, wenn es einmal nicht sofort klappt. In so einer Situation wird leicht jedes Wissen um Biologie und Fortpflanzung beiseite geschoben und drängt sich nur die eine Frage in den Vordergrund: Wann ist bei einer Anpaarung der Tag mit dem besten Deckverhalten?
Stillschweigend wird dabei vorausgesetzt, dass bei gutem Deckverhalten von Rüde und Hündin auch die Fruchtbarkeit gut ist. Dies trifft zwar für den Natursprung beim Hund meistens zu, kann im Einzelfall aber auch falsch sein, wenn beispielsweise 10 Tage nach einem Deckakt die Hündin immer noch alle Symptome einer Läufigkeit hat und die Rüden mehr denn jeh an ihr interessiert sind.

Die wichtigste Frage ist: Wann hat die Hündin Eisprünge?

Es geht eben nicht nur um die Frage: Wann kann die Hündin belegt werden, damit sie aufnimmt und einen möglichst großen Wurf haben wird? (= Frage nach der Fertilen Periode). Für die Züchter ist die vordergründig wichtigste Frage:
Wann bestehen die besten Chancen, dass es mit einem ihr unbekannten Rüden zum Deckakt kommt? (= Frage nach dem besten Deckverhalten).
Versucht man beiden Fragen möglichst gerecht zu weren, steht eine dritte an erster Stelle: Wann hat die Hündin Eisrünge?

Der Tag der Eisprünge ist bei der Hündin entscheidend für die Chance, sich zu vermehren, also für die Fruchtbarkeit. Bei der Hündin gibt es die tierartliche Besonderheit, dass die gesprungenen Eizellen erst noch die zweite Reifeteilung durchlaufen müssen und dafür zwei bis drei Tage lang brauchen. Erst danach kann die Befruchtung mit Verschmelzung von Samenzelle und Eizelle stattfinden. Aber auch das beste Deckverhalten ist durch die Eisprünge sehr gut terminiert: Es reicht etwa vom Tag der Eisprünge bis drei Tage danach. Es gibt dabei individuelle Schwankungen bis hin zu Paaren, bei denen es überhaupt nicht zum Deckakt kommt.

Wenn der Tag der Eisprünge bekannt ist, ergeben sich folgende Daten:

  • Fertile Periode
  • Tage, in denen bestes Deckverhalten erwartet werden kann
  • Bis wann muss eine Hündin belegt sein
  • Günstiger Zeitraum für eine Trächtigkeitsuntersuchung
  • Entwurmung vor der Geburt
  • Herpesimpfung (falls erste Impfung durchgeführt wurde)
  • Terminierung der natürlichen Geburt

Was kann man als Züchter tun?

Die äußeren Läufigkeitsanzeichen geben meist einen guten Hinweis dafür, wann die Hündin gedeckt werden kann.

Beginn der Läufigkeit (Vorhitze, Proöstrus):

Als Zeichen der einsetzenden Hormonwirkung (Östrogene) zu Beginn der Läufigkeit schwillt die Scham (Vulva) bei der Hündin an und setzt die Läufigkeitsblutung ein. Es handelt sich dabei nicht um eine Menstruationsblutung wie bei der Frau, sondern um eine Aufbaublutung, bei der das Gewebe so schnell wächst, dass einzelne Blutgefäßchen in der Gebärmutter während der Wachstumsphase platzen. In dieser Phase wird die Hündin attraktiv für Rüden, sucht aber auch selbst mehr Kontakt zu Artgenossen; sowohl zu Rüden als auch zu Hündinnen. Das Spielverhalten ist unter Umständen ausgeprägter und die Hündin neigt eher dazu, bei anderen Hunden selbst aufzureiten. Aufreitversuchen durch andere Hunde weicht sie allerdings konsequent aus oder wehrt sich sogar massiv.

Standhitze (Östrus):

Nach etwa 8 bis 15 Tagen wird der blutige Ausfluss bei der Hündin weniger, heller und „fleischwasserfarben“, also dünnflüssiger und transparenter. Nachdem die Schamlippen (Vulva) in der Vorhitze prall gefüllt mit Flüssigkeit (ödematisiert) und fest wurden, lockern sie sich nun langsam wieder und es bilden sich durch den Flüssigkeitsentzug und das dadurch verbundene Abschwellen einzelne Falten. Im Verhalten werden die Abwehrreaktionen gegen das Aufreiten weniger, bis sie schließlich vollständig fehlen („Standhitze“). Die Hündin bewegt auf Berührung der hinteren Körperpartie den Rutenansatz nach oben und zur Seite und bildet ein Hohlkreuz bis hin zum rückwärts Drängen. Damit hat sie die optimalen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Natursprung geschaffen.

Ende der Läufigkeit:

Von unerfahrenen Tierhaltern wird der Übergang von der Vorhitze zur Standhitze schon als Ende der Läufigkeit interpretiert, da die Läufigkeitsblutungen nachlassen oder gar aufhören und die Vulva wieder abschwillt. Auch das gesteigerte Interesse an Artgenossen lässt wieder nach. Doch gerade dies ist die Zeit, in der es auch auf der „Hundewiese“ mit höchster Wahrscheinlichkeit zum Deckakt kommen kann. Das Ende der Deckbereitschaft ist an keinem körperlichen Anzeichen zu erkennen, sondern allein dem Verhalten zu entnehmen. Die Standhitze dauert etwa 3 bis 5 Tage, kann aber individuell erheblichen Schwankungen unterliegen. Schließlich wehrt die Hündin Deckversuche wieder eindeutig ab, aber auch das sexuelle Interesse der Rüden an der Hündin verliert sich und es bleibt bei normaler Kontaktaufnahme zwischen den Hunden.

Erhebliche Unterschiede im Deckverhalten:

Normales Deckverhalten:

Der erste Tag der Läufigkeitsblutung wird als sichtbares Zeichen für die einsetzende Hitze herangezogen. Etwa 40% bis 50% der Hündinnen erreichen am 12. bis 14. Tag ihre Standhitze. 10-20% der Hündinnen akzeptieren den Deckakt schon früher und 30 bis 40% erst später. Es gibt auch Hündinnen, die den Deckakt grundsätzlich nicht dulden, obwohl sie in der Fertilen Periode liegen und demnach alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Deckakt gegeben wären. Andere wiederum akzeptieren den Deckakt nur von bestimmten Rüden, während sie ihn von anderen Rüden nicht dulden. Es gibt Hündinnen, die sich über ein bis zwei Wochen oder noch länger decken lassen, wodurch bei diesen Hündinnen die Duldung keine Rückschlüsse auf die Fertile Periode erlaubt.

Zyklusanomalien:

Es gibt Hündinnen, deren Zyklus nicht normal verläuft, sondern die Abweichungen im Sinne von beispielsweise verlängerten Läufigkeiten, unterbrochenem Zyklus („Split Östrus“) oder fehlenden Eisprüngen aufweisen. Das Verhalten während der Läufigkeit lässt keine Diagnose dieser Zustände zu, sondern kann nur einen dahin gehenden Verdacht wecken.

„Standhitze“ im Präproöstrus:

Ebenso schwierig ist es, am Verhalten die Hündinnen zu erkennen, die sich schon ein bis vier Wochen vor der eigentlichen Läufigkeit decken lassen, wenn ein erster Anstieg der Östrogene (Präproöstrus) abläuft. Das sind Hündinnen, bei denen womöglich während der ersten 4 Wochen nach einem Deckakt eine normale Läufigkeitsblutung einsetzt. Der berechtigte Verdacht auf einen Frühabort oder eine Gebärmutterentzündung muss dann durch eine meist wiederholte gynäkologische Untersuchung ausgeschlossen werden.

Erblichkeit des Deckverhaltens:

Es ist zwar wünschenswert, dass nur mit Hündinnen gezüchtet wird, die ein hervorragendes Deckverhalten zeigen, in der Praxis ist dies aber aufgrund der starken individuellen Schwankungen schon gegenüber unterschiedlichen Rüden nicht wirklich zu beeinflussen. Dem Autor ist keine Untersuchung bekannt, die eine Erblichkeit des Deckverhaltens nachweisen würde.

Deckzeitbestimmung in der Praxis

Erfahrung führt zum Erfolg

Der Erfolg einer Deckzeitbestimmung durch Beobachtung der äußerlichen Veränderungen und des Verhaltens der Hündin ist abhängig davon, ob die Hündin alleine oder im Rudel gehaten wird, welchen Platz sie im Rudel einnimmt, ob ein unkastrierter Rüde zur Verfügung steht und wie das Verhältnis der entsprechenden Hündin zu diesem Rüden ist.
Erfahrene Hundezüchter können in der Regel sehr gut einschätzen, wann eine Hündin dem Rüden zugeführt werden sollte, um einen erfolgreichen Deckakt zu erzielen.
Diese Einschätzung kann durch zusätzliche tierärztliche Untersuchungen wie Vaginoskopie und Vaginalzytologie („Abstrich“) ergänzt werden.
Eine verlässliche Aussage über den Tag der Eisprünge ist unter Praxisbedingungen nur durch quantitative Progesteronbestimmungen (nach Blutprobenentnahme) möglich. Es ist zu beachten, dass unterschiedliche Labore aus gleichen Blutproben verschiedene Meßergebnisse liefern können. Eingeschränkten Nutzen erhält diese Methode auch dadurch, dass häufig ein bis zwei Tage vergehen, bis das Ergebnis der Blutprobenuntersuchung vorliegt und die meisten Labore am Wochenende nicht arbeiten. Die Erfahrung zeigt, dass Schnelltests, die für tierärztliche Praxen angeboten werden, manchmal unklare oder fehlerhafte Aussagen liefern.

Tierarztpraxis mit 7-Tage – Service

Für interessierte Hundezüchter empfiehlt es sich daher, eine tierärztliche Praxis in ihrer Nähe zu suchen, bei der ein quantitativer Progesterontest noch am Tag der Probenentnahme zur Verfügung steht und die möglichst auch am Wochenende Proben untersucht.
Bislang wird diese Leistung noch nicht flächendeckend angeboten. Neben einzelnen spezialisierten Praxen organisiert sich derzeit unter der Marke HSB-Blendivet® – Deckzeitbestimmung (www.HSB-Blendivet.de) ein Kreis an Tierärztinnen und Tierärzten, die einen diesbezüglichen 7-Tagesservice gewährleisten. Die Proben werden einheitlich untersucht und interpretiert und ein vertraglich geregelter gegenseitiger Austausch wird zum Nutzen der Kunden aufrecht erhalten. Dadurch wird eine mögichst sichere Einschätzung des normalen und auch des unnormalen Zyklus der Hündin erzielt. Ferner kann die zu erwartende Geburt genauer als gewohnt vorausgesagt werden, da die Trächtigkeitslänge bei der Hündin in Bezug auf die Eisprünge sehr genau vorgegeben ist.

Zusammenfassung

Die Deckzeitbestimmung bei einer Hündin erfolgt durch Beurteilung der körperlichen Veränderungen und des Verhaltens während der Läufigkeit. Tierärztliche Untersuchungen ergänzen die gewonnene Einschätzung, wobei die sicherste Methode zur Beurteilung der Eisprünge in der meist wiederholten quantiativen Progesteronbestimmung aus dem Blut der Hündin besteht. Um den maximalen Nutzen aus dieser Untersuchungsmethode für die Deckzeitbestimmung bis hin zur Geburtsplanung zu ziehen, sind folgende Voraussetzungen wichtig: Erstens ein 7-Tage-Service, bei dem das Ergebnis noch am Tag der Probenentnahme vorliegt. Zweitens eine einheitliche Untersuchungsmethode, bei der die Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungsstellen gleich sind. Drittens eine einheitliche und feedback-gesteuerte Befundinterpretation, die langfristig höchste Genauigkeit der Voraussagen sichert. Diese Voraussetzungen werden von spezialisierten Tierarztpraxen erfüllt, wie beispielsweise dem Netzwerk, das sich unter der Marke HSB-Blendivet® – Deckzeitbestimmung (www.HSB-Blendivet.de) organisiert.

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